Angst vor Veränderung überwinden – 6 Tipps

Neulich hat mich jemand gefragt: „Sag mal, wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?“ Nach einigem Überlegen antwortete ich: „Ich habe mich Anfang des Jahres für einen Pilates-Kurs angemeldet.“ 

„Gute Frage“, dachte ich mir. Sollte mir morgen jemand diese Frage stellen, müsste ich nicht lange überlegen. Stolz würde ich erwidern: „Ich habe meinen allerersten Blogartikel veröffentlicht!” DAS ist ein wirklich erwähnenswertes erstes Mal! Schliesslich lag die Tätigkeit „Bloggen“ bisher weit ausserhalb meiner Komfortzone. Vermutlich wird das auch noch ein paar Artikel lang so bleiben. 

Vielleicht fragst du dich nun, weshalb ich das vermute. Ganz einfach: Auch wenn ich Coach für Veränderung und Neuorientierung bin, bin ich nicht immun gegen die Angst vor dem Neuen. Zum Beispiel plagen mich gerade Selbstzweifel wie diese: „Was, wenn niemand den Artikel liest?“ Oder – noch schlimmer: „Was, wenn jemand ihn doof findet?“ 

Was ich dagegen tue? Durchatmen und weiterschreiben. Oder: „Gring ache u seckle“, wie wir Berner gerne die Langstreckenläuferin Anita Weyermann zitieren. 

Was Angst ist, woher sie kommt und wie du sie überwinden kannst, zeige ich dir in diesem Artikel. 

Warum haben wir überhaupt Angst?

Angst ist einfach nur menschlich. Sie ist eine Emotion, die als natürlicher Schutzmechanismus wirkt. Primär ist sie dazu da, um uns vor Schmerz, Verletzung oder gar Tod zu bewahren. 

Sich in einem gesunden Mass vor etwas zu fürchten, ist also völlig alltäglich und sogar sinnvoll. Lass mich dir ein paar Beispiele dafür geben, was bei uns Menschen Angst auslösen kann.

Huch, eine Schlange! – Die Bedrohung von aussen

Als ich meinen Kräutergarten neu anlegte, hob ich einen grossen Stein hoch. Und warf ihn ziemlich schnell ziemlich weit weg, als ich reflexartig vor dem Etwas zurückwich, das sich am Boden schlängelte. Natürlich war das Etwas unter dem Stein nur eine Blindschleiche und keine Giftschlange. Trotzdem war meine erste Reaktion ganz automatisch die Flucht. 

Eine akute Bedrohung von aussen ruft in uns ein Gefühl von Furcht hervor. Dies steuert direkt unser Verhalten und löst spontane körperliche Reaktionen aus. Je nach Situation reagieren wir mit Verteidigung, Flucht oder Schockstarre (fight, flight, freeze). Das gehört zu unserem natürlichen Selbsterhaltungstrieb.

Im Fall der „Schlange“ hätte ich der armen Echse also auch auf den Stein über den Schädel schlagen (Verteidigung), oder mich gelähmt vor Angst totstellen können (Schockstarre). Ich bin froh, dass ich einfach nur erschrocken bin .

Gibt’s da vielleicht Schlangen? – Angst durch Erfahrungen

Aber es braucht nicht zwingend eine direkte Bedrohung, damit wir Angst bekommen. Schon die reine Erwartung von drohender Gefahr kann sie in uns aufsteigen lassen. Das liegt meist an einer früheren Erfahrung, die wir auf keinen Fall noch einmal machen möchten. 

Bleiben wir bei den Schlangen. Stell dir als Beispiel folgendes vor: du befindest dich im Westen Australiens auf einem abgelegenen Campground und geniesst die Wärme und die Stille. Beim Erkunden der Umgebung bist du so fasziniert von der unvergleichlichen Landschaft, dass du nicht darauf achtest, wohin du trittst. Die kleine Schlange, die sich durch dich gestört fühlt, bemerkst du erst, als sie dich bereits gebissen hat. 

Der Biss ist zwar etwas schmerzhaft, aber nicht weiter schlimm, da er gut und schnell verheilt. Du wusstest ja bereits, dass ein Schlangenbiss unangenehm bis tödlich sein kann, und dass es in Australien auch giftige Schlangen gibt. Da du nun aber selbst die Erfahrung gemacht hast, wirst du dich in Zukunft vermutlich vermehrt damit auseinandersetzen, welche Schlangen es an deinem Reiseziel gibt. Vielleicht bringt dich dann schon die reine Erwartung, dass da irgendwo eine Schlange sein könnte, dazu, vorsorglich fest aufzutreten und auf ein passendes Schuhwerk zu achten.

Deine Erfahrung lehrt dich nämlich, dass eine solche Unachtsamkeit unerwünschte Konsequenzen haben kann.

Schlangen gibt’s hier bestimmt keine – Angst vor … ehm, wovor denn eigentlich?

Manchmal äussert sich auch ganz leise ein diffuses, irgendwie unangenehmes Gefühl ganz ohne vernünftigen Grund. Obwohl du dich überhaupt nicht von aussen bedroht fühlst, und du dich auch nicht an schlechte Erfahrungen erinnerst, machst du dir Sorgen und Gedanken um irgendwas. 

Dies geschieht oft, wenn wir mit einer neuen Situation konfrontiert werden. Wir haben keine Ahnung, wie wir damit umgehen sollen, keine Erfahrungswerte dazu, was da auf uns zukommen könnte und wie wir in dieser Lage die Kontrolle behalten können. Dieses subtile Gefühl ist die Angst vor Neuem und damit gleichzeitig auch die Angst vor Veränderung.

Wie wir normalerweise auf Ängste reagieren

Die Antwort ist: Automatisch. Egal, ob wir uns direkt bedroht fühlen, eine Angst auf gemachten Erfahrungen basiert, oder wir vor einer neuen unbekannten Herausforderung stehen: unsere Reaktion auf die Angst ist eigentlich immer dieselbe. Wir werden, ohne lange zu überlegen alles tun, um die (vermeintliche) Gefahr zu vermeiden oder abzuwenden.

Du erinnerst dich an mein Beispiel des Blindschleichen-Schrecks. Mein Körper hat einfach reagiert. Aber nicht nur unser Körper, sondern auch unsere Psyche wird im Umgang mit einer Bedrohung weitgehend unbewusst und automatisch gesteuert

Deshalb tun wir manchmal Dinge, die wir selbst nicht verstehen und verspüren eine diffuse Angst vor gewissen Situationen, obwohl es keinen rational nachvollziehbaren Grund dafür gibt. Die (vermeintliche) Gefahr setzt uns unter Stress und lässt unsere Reflexe tanzen. Du hast das bestimmt auch schon erlebt, dass du dich im Nachgang einer Situation gewundert hast: „Na, da habe ich jetzt wohl etwas überreagiert.“ Oder?

Der Verstand ist zig-mal langsamer als die Automatismen von Körper und Psyche. Er schaltet sich erst dann ein, wenn die Reflexe aus der Stress-Situation ihren Teil bereits erledigt haben. Erst dann können wir wieder klar denken und könnten das effektive Risiko der Situation einschätzen. Wenn wir das denn überhaupt hinterfragen wollen…

Tun wir oft nicht. Wir Menschen beherrschen es meisterhaft, Ängste herunterzuspielen. Andererseits sind wir auch sehr gewitzt, wenn es um Ausreden geht, die es uns erlauben, uns vor einer Angst zu drücken.

Veränderung? Ach nööö, lieber doch nicht.

Nehmen wir das Beispiel der diffusen „Angst vor Veränderung“ oder „Angst vor Neuem“. Im Folgenden findest du ein paar wenige von zahlreichen möglichen Argumenten, die gegen eine Veränderung sprechen könnten.

  • „Und wie soll das bitte gehen?“ – Der Schritt aus der Komfortzone
    Eine Veränderung anzugehen, bedeutet auch immer, einen Schritt aus der Komfortzone zu wagen. Dort fühlen wir uns wohl, da unser Bedürfnis nach Sicherheit befriedigt wird. Denn was wir kennen, gibt uns Sicherheit und ein Gefühl von Vertrautheit. Das Unbekannte hingegen macht uns unsicher. Und das fühlt sich nun halt mal bedrohlich an. „Wie soll ich bloss darauf reagieren? Was tue ich nur, wenn…“ Diese und ähnliche Fragen plagen uns in Situationen, die neu für uns sind. 
  • „Wohin soll das denn schon führen?“ – Gefühl von Kontrollverlust
    Neben Sicherheit wünschen wir uns auch Kontrolle. Eine Veränderung bedeutet aber Unsicherheit. Gerade in der Anfangsphase einer Veränderung wissen wir aber oft nicht, wohin die Reise gehen wird. Wir fühlen uns bodenlos, verloren im luftleeren Raum. Wir sind uns zudem bewusst, dass wir uns während einer Veränderung immer wieder von Neuem auf unbekannte Herausforderungen und unerwartete Wendungen werden einstellen müssen, über die wir keine Kontrolle haben. 
  • „Ich kann das eh nicht“ – mangelndes Selbstvertrauen
    Bei tief verankerten inneren Überzeugungen fällt es uns meist schwer, sie zu hinterfragen. Solche „Glaubenssätze“ hindern uns daran, die Schritte zu tun, die für die gewünschte Veränderung notwendig sind. Glauben wir zum Beispiel, „ich kann das eh nicht“, dann überlegen wir meist nicht, warum wir das denken. Wir nehmen die Aussage einfach als wahr an, und handeln danach (oder handeln eben nicht).
    Dieser Gedanke lässt uns schon vor dem ersten kleinen Schritt zurückschrecken. Die Angst vor dem Versagen sitzt uns im Nacken, bevor wir angefangen haben. Dann lassen wir’s doch lieber gleich. 
  • „Eigentlich ist doch alles ganz ok.“ – fehlender Leidensdruck
    Veränderung ist anstrengend. Einem ersten Schritt folgen weitere, bis wir endlich wieder an einer Stelle stehen, an der wir uns wohl fühlen können. Wenn uns der Nutzen, den wir durch die Veränderung erwarten, zu gering erscheint, ziehen wir das bisschen Leiden vor. Floskeln wie „Das wird schon wieder“ oder „so schlimm ist es ja nun auch wieder nicht“, beruhigen uns in dieser Situation ungemein. 
  • „Aber das bedeutet ja dann…“ – Veränderungen können schmerzhaft sein
    Eine Neuerung erfordert oft auch das Loslassen des Alten, das nicht mehr passt. Das kann eine Arbeitsstelle angehen und das dazugehörige soziale Umfeld. Oder eine Beziehung. Oder sogar das eigene Bild von sich selbst. Die Perspektive, etwas gehen lassen zu müssen, kann ebenso viel Angst auslösen wie das Unbekannte. Wir empfinden das als Verlust und deshalb als negative Veränderung.
  • Angst vor der Angst
    Vielleicht ist dir aufgefallen, dass es in den vorangehenden Punkten um unterschiedliche Ängste ging. Die Angst davor, auf unserem Weg durch eine Veränderung irgendetwas Schlimmes und Schmerzhaftes zu erleben, hält uns davon ab, den Schritt aus der Komfortzone zu wagen. Vielleicht ist es manchmal aber auch einfach die Angst vor der Angst selbst, die uns in unserem bequemen, vertrauten und vielleicht sogar unbefriedigenden Status Quo verharren lässt. 

Wie Du sonst noch mit Angst umgehen könntest – 6 Tipps 

Du siehst: Angst hat viele Ursachen und Gesichter. Entsprechend viele Ansätze gibt es auch, wie du mit ihr umgehen kannst.

Hier teile ich 6 Tipps mit dir – probiere doch einfach mal aus, ob sie auch dir helfen können! 

  • Durchatmen
    Wenn du deinen Atem beruhigst, signalisierst du deinem Gehirn, dass du keinen Grund zur Panik siehst. Dadurch gewinnst du Distanz und die Kontrolle über dein Gedankenkarussell zurück. 
  • Akzeptieren
    Schau der Angst in die Augen und begrüsse sie. Sie ist ein Teil von dir, und hat auch ihre Daseinsberechtigung. Du brauchst sie nicht unbedingt zu mögen, aber respektiere sie, so wie sie sich dir zeigt. Du wirst dich auf alle Fälle wohler fühlen, wenn sie vor dir steht, als wenn sie dir im Nacken sitzt. 
  • Hinterfragen
    Wovor genau will dich deine Angst bewahren? Welche Konsequenzen möchte sie dir ersparen? Was ist das Schlimmste, das dir passieren könnte? 
  • Teilen
    Teile deine Gedanken und Ängste mit jemandem. Du brauchst dich nicht dafür zu schämen – deine Gefühle sind absolut verständlich und normal! Und du brauchst auch nicht unbedingt gleich professionelle Hilfe wie eine Psychotherapie oder die Unterstützung eines Coaches. Ein Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin kann dir auch schon helfen, die Situation in einem anderen Licht zu sehen. Deine Befürchtungen werden für dich greifbarer, wenn du sie benennst, und das kann dir Sicherheit geben.
  • Perspektive schaffen 
    Indem du dich auf die Chancen fokussierst, die dir eine Veränderung bietet, werden dir die Vorteile bewusst. Dadurch fällt es dir leichter, positive Gedanken zu fassen und offen zu bleiben für die ungeahnten Möglichkeiten, die sich dir bieten könnten. 
  • Erfolge feiern
    Bestimmt hast du schon viele Veränderungen erfolgreich überstanden. Erinnere dich daran! Solche Erinnerungen machen dich zuversichtlich und stärken dich für neue Herausforderungen! 

Diese Tipps unterstützen dich übrigens nicht nur im Umgang mit der Angst vor Veränderung! Sie wirken grundsätzlich gut bei Symptomen von Angst.

Angst – Auf den Punkt gebracht 

Angst ist ein zutiefst menschliches Gefühl. Wir alle verspüren sie zuweilen auf die eine oder andere Weise. Sie meint es aber nie böse mit uns. Im Gegenteil: Sie ist wie ein überfürsorgliches Elternteil, das uns von allen schlechten und schmerzhaften Erfahrungen bewahren möchte.

Unsere Ängste werden uns unser Leben lang begleiten. Wir können und sollen sie nicht ausrotten. Aber wir können lernen, bewusst und achtsam mit ihnen umzugehen. Dadurch eröffnet sich uns die Möglichkeit, sinnvolle und hilfreiche Strategien zu entwickeln, die uns dabei unterstützen, uns mit ihnen anzufreunden.

Sich einer Angst zu stellen und sie auszuhalten, ist ein guter Anfang. Ein paar weitere konkrete Tipps hast du ja oben bereits erhalten.

Warum eine Veränderung Sinn machen kann – Die Belohnung am anderen Ende der Angst 

In unserem schnelllebigen, vernetzten und immer komplexeren Umfeld werden wir immer häufiger mit allerlei Veränderungen konfrontiert. Umso wichtiger wird es auch, dass wir nicht bei jedem Anzeichen einer Veränderung in Schockstarre verfallen, sondern dass wir uns auf die Herausforderung einlassen können, obwohl wir Angst davor haben. 

Zugegeben: Durch eine Angst hindurchzugehen, fühlt sich enorm anstrengend an. Aber am anderen Ende wartet die verdiente Belohnung! Nicht nur in Form der ersehnten Verbesserung, sondern auch eines beträchtlichen Gewinns an Stärke, Selbstvertrauen, Erkenntnissen, Erfahrung, Entwicklung und Wachstum. 

Es ist mir ein grosses Anliegen, Menschen dabei zu unterstützen, einen gesunden Umgang mit ihren Ängsten zu finden, da sie durch sie zuweilen feststecken. Deshalb begleite ich Menschen als Coach auf ihrer Reise durch eine Veränderung. 

Und das ist auch mit ein Grund dafür, dass Melanie, meine wunderbare Geschäftspartnerin, und ich Vision Vibes gegründet haben. Wir wünschen uns, dass Du anstehende Veränderungen als Chance wahrnehmen kannst. Nicht als Bedrohung, sondern als Möglichkeit, etwas zu bewirken, kreativ zu sein, Neues zu wagen und etwas Sinnvolles zu erschaffen.

Unsere Mission ist es, dich zu inspirieren, den ersten Schritt zu wagen und dich selbst auf einer tiefen Ebene zu entdecken. Wir begleiten dich dabei, deinen einzigartigen Weg zu finden, dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten und dadurch mehr Leichtigkeit, Freude und Fülle zu erleben.

Deshalb unser Online-Programm, dieser Blog, und der erste Artikel zum Thema Angst und Veränderung. 

Also: Los geht’s – mitten durch die Angst hindurch – tief durchatmen, Haltung annehmen und auf „Veröffentlichen“ klicken.

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