Hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum du welche Entscheidungen triffst? Manche davon sind banal, wie was du essen oder anziehen sollst, andere hingegen können lebensverändernd sein. Aber was beeinflusst diese Entscheidungen?
Eine zentrale Rolle spielen dabei unsere Bedürfnisse. Meine Entscheidung, heute einen Artikel zu schreiben basiert zum Beispiel auf meinem Bedürfnis, mein Wissen und meine Gedanken mit dir zu teilen.
Da es ausserdem mein Bedürfnis ist, dass du besser verstehst, wie du als Mensch funktionierst, gebe ich dir in diesem Artikel einen Einblick in die Welt der Bedürfnisse und ihre verschiedenen Facetten.
In den folgenden Zeilen erfährst du, welche Rolle Bedürfnisse in deinem Leben spielen und warum es so wichtig ist, dir darüber bewusst zu sein. Ausserdem gebe ich dir 10 Tipps für den Umgang mit deinen eigenen Bedürfnissen.
Bedürfnisse regieren dein Leben
Die Art und Weise, wie Bedürfnisse unser Leben beeinflussen ist vielschichtig und komplex. Fehlt uns etwas, verspüren wir ein Bedürfnis danach. Auf diese Weise signalisiert uns unser Gehirn, was wir zum Überleben und für unser Wohlergehen brauchen.
Das gilt nicht nur für die lebensnotwendigen Grundbedürfnisse die sich als Durst, Hungergefühl oder Müdigkeit zeigen. Auch viele weitere menschliche Bedürfnisse des Menschen wollen gedeckt werden, damit wir uns wohl fühlen – zum Beispiel wollen wir uns einer Gemeinschaft zugehörig fühlen und Anerkennung erhalten. Der Mechanismus ist genau der Gleiche, bloss zeigen sich die physischen Bedürfnisse meist ziemlich deutlich, da im Ernstfall unser Körper nicht mehr richtig reagiert.
Physische Bedürfnisse
Hast du Durst, ist das normalerweise ein Signal dafür, dass deine Wasserreserven nicht ausreichend befüllt sind. Ein Mangel an Wasser, wird unter anderem die richtige Fliessfähigkeit des Blutes beeinträchtigen. Dies gefährdet den Transport von Nährstoffen, Botenstoffen und vielem mehr – dein Stoffwechsel würde früher oder später kollabieren.
Dein Gehirn kann das nicht zulassen. Seine Hauptaufgabe ist es nämlich, dich am Leben zu erhalten und allfällige Mängel zu decken. Es sorgt daher dafür, dass du den Mangel behebst und dein körperliches Verlangen nach Flüssigkeit oder Schlaf stillst. Erst dann fühlst du dich wieder wohl.
Psychische Bedürfnisse
Unsere psychologischen und sozialen Bedürfnisse hingegen zeigen sich in Emotionen und Gefühlen, die sich meist weniger direkt äussern. Es ist einfacher, sie nicht wahrzunehmen und zu ignorieren als Durst. Da sie nicht direkt ans Lebendige gehen, können sie sogar willentlich unterdrückt werden. Auf die Dauer kann dieser Umgang allerdings auch körperlichen Auswirkungen haben.
Die Krux mit den Bedürfnissen
Die Schwierigkeit an der ganzen Geschichte ist, dass wir uns häufig nicht bewusst sind, welcher Mangel hinter solchen Gefühlen und Verhaltensweisen steckt. Wir funktionieren einfach und verhalten uns nach dem bewährten Schema. Das liegt daran, dass dieser Mechanismus des Gehirns evolutionsbiologische Wurzeln hat: er läuft weitgehend automatisiert und unbewusst ab. In vielen Fällen ist das auch vollkommen sinnvoll. Stell dir vor, du hättest keinen Durst – du könntest als Rosine enden!
Diese Automatismen machen uns das Leben in manchen Dingen leichter, in anderen dafür ausserordentlich schwer… Das kannst du an den folgenden Beispielen bestimmt einfach nachvollziehen.
Antrieb und Bremsklotz zugleich
Erfüllte Bedürfnisse tragen stark zu einem Gefühl von Zufriedenheit und Glück bei. Dies beeinflusst unser Wohlergehen im positiven Sinne, was ja das Ziel unseres Gehirns – und somit auch das unsere ist. Das Bedürfnis wird so zu unserer Motivation.
Das hört sich zwar toll an – wir wünschen uns ja, dass es uns gut geht – kann aber auch eine Krux sein. Denn ganz egal, was gerade hinter einem Mangelgefühl steckt, wir werden so ziemlich alles daransetzen, um es zu stillen. Und zwar am liebsten so schnell wie möglich und ohne uns Gedanken zu machen, worauf sich unser Verhalten sonst noch auswirken könnte.
In den folgenden Beispielen zeige ich dir ein paar solche Kruxe.
Bedürfnisse im Konflikt
Körper und Geist brauchen Pausen, um Energie zu tanken und leistungsfähig zu bleiben. Pausen zu machen und sich Zeit für sich zu nehmen ist ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge. Es zeigt uns, dass wir uns selbst wichtig nehmen und gibt uns das Gefühl, dass wir unser Leben aktiv gestalten.
Trotzdem kann das schnell vergessen gehen. Ich bekenne mich schuldig… Manchmal muss ich mich dazu zwingen, Pausen zu machen und mir selbst etwas Gutes zu tun. Das liegt dann daran, dass ich produktiv sein und etwas erreichen möchte. Dann fällt es mir zuweilen schwer, eine Pause zu akzeptieren. Mein Bedürfnis nach Erholung und Wirksamkeit stehen also im Konflikt zueinander.
Und du? Wie oft hast du schon die Mittagspause ausfallen lassen, oder etwas anderes über deine wertvolle Me-Time priorisiert? Und hast du dir schon mal überlegt, weshalb du dich so entschieden hast?
Auf die Strategie kommt es an!
Um gewisse Bedürfnisse zu erfüllen, entwickeln wir für uns passende Verhaltensstrategien – falls du mal mit einem Kind einkaufen warst, das auf Süssigkeiten steht, kennst du das vielleicht…
Solche Strategien entstehen oft in der Kindheit und ziehen sich unbemerkt weiter bis ins Erwachsenenalter. Wir realisieren weder, dass wir so reagieren, noch stellen wir uns die Frage, weshalb dem so ist. Mit der gewählten Strategie können wir zwar das eine Bedürfnis decken. Dass dadurch vielleicht ein anderes in den Mangel gerät, erkennen wir allerdings erst, wenn wir unser Verhalten bewusst reflektieren.
Um beispielsweise unser Bedürfnis nach sozialer Anerkennung zu befriedigen, können wir unterschiedliche Strategien wählen. Von anderen akzeptiert und geschätzt zu werden, ist für den Menschen ein Grundbedürfnis. Dieses beeinflusst unser Verhalten oft, indem wir uns bemühen, den Erwartungen anderer gerecht zu werden oder uns in eine Gruppe zu integrieren.
Obwohl wir beide Bedarf an Anerkennung und Nähe verspüren, können wir eine komplett andere Strategie zur Erfüllung wählen. Dasselbe Bedürfnis kann also ganz unterschiedliche Verhaltensweisen hervorrufen.
Wir könnten…
- … bei der Arbeit unglaubliches leisten und Überstunden machen.
- … uns selbst verleugnen, um in die Normen einer Gruppe zu passen.
- … Statussymbole dafür nutzen.
- … ermutigt sein, Kontakt zu suchen und Freundschaften zu schliessen.
- etc.
Das erste Beispiel bringt zwar (vielleicht!) die Anerkennung des Chefs und des Teams – also wird durch dieses Verhalten unser Bedarf nach Anerkennung gestillt. Es kann aber auch zu Schlafmangel führen. Dann fühlen wir uns müde, ausgelaugt und werden vermutlich Mühe haben, uns zu konzentrieren und die gewohnte Leistung zu erbringen. Dies wird uns als Resultat vermutlich weniger Anerkennung einbringen.
Als Folge fühlen wir uns gestresst und unzufrieden, und sind reizbarer als sonst. Körper und Psyche laufen am Limit. Dieser Zustand kann besonders dann unangenehme Folgen haben, wenn er länger andauert und chronisch wird.
Ich denke, du erkennst es: Unser unbewusstes Verhalten kann sowohl eine positive wie auch eine negative Dynamik entwickeln.
Bedürfnisse im Beziehungs-Eintopf
Wenn es um Beziehungen geht, sind Bedürfnisse wie die Zutaten für einen Eintopf. Auch wenn die einzelnen Zutaten lecker sind, kommt es auch auf das ausgewogene Zusammenspiel an.
Wenn Du eine andere Strategie als ich hast um mit einem Bedürfnis umzugehen, könnten wir Mühe haben, die jeweils andere Verhaltensweise nachzuvollziehen. Vorallem, wenn wir gar nicht wissen, dass wir uns entsprechend verhalten, und warum wir das tun. Obwohl das Bedürfnis dahinter ein und dasselbe ist, bringt das einiges an Konfliktpotenzial mit sich.
Auch die Dringlichkeit eines Bedürfnisses ist sehr individuell. Umso wichtiger ein Bedürfnis für einen Menschen ist, desto höher wird er seine Erfüllung priorisieren. Für andere nimmt es vielleicht einen viel tieferen Stellenwert ein. Deshalb kann sein Verhalten für das Umfeld unter Umständen schwer verständlich sein, obwohl das Bedürfnis dahinter bekannt ist. Der Eintopf kann also schnell versalzen werden.
Du siehst: Die Bedeutung von Bedürfnissen ist weitreichend. Sie erstreckt sich über alle möglichen Situationen und Lebensbereiche.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Bedürfnisse aktiv wahrnehmen, erkennen und sinnvolle und umsetzbare Strategien entwickeln, um auf sie einzugehen und den Mangel zu beseitigen.
10 Tipps, um deine Bedürfnisse klar zu sehen und zu stillen
Du ahnst es schon: Die Erfüllung unserer Bedürfnisse ist weit mehr als nur eine Notwendigkeit für das Überleben. Sie ist der Schlüssel zu Zufriedenheit, innerem Gleichgewicht und persönlichem Wachstum. Indem wir unsere Bedürfnisse erkennen und bewusst erfüllen, schaffen wir die Grundlage für ein glückliches und erfülltes Leben.
Ein erster Schritt besteht darin, regelmässig innezuhalten und dir die eigenen Bedürfnisse bewusst zu machen.
- Um Klarheit über deine Bedürfnisse zu gewinnen, können dir Fragen wie die folgenden helfen:
- Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?
- Was brauche ich, um glücklich zu sein?
- Welche Ziele sind mir wichtig?
- Welche Bedürfnisse hindern mich, mein volles Potenzial zu entfalten?
- Wie kann ich meine Bedürfnisse erfüllen, ohne andere zu verletzen?
- Eine hilfreiche Methode dabei ist das Führen eines Tagebuchs. Durch das Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen kannst du Muster erkennen, die auf unerfüllte Bedürfnisse hinweisen.
Darüber hinaus kann dir die Reflexion über vergangene Erfahrungen und deren Auswirkungen auf dein Wohlbefinden dabei helfen, deine eigenen Prioritäten besser zu verstehen. - Es kann auch unterstützend wirken, deine Gedanken und Gefühle mit jemandem zu teilen. Manchmal fällt es schwer, den Dingen allein auf den Grund zu kommen. Da unsere Wahrnehmung von uns selbst immer auch durch unsere Erfahrungen geprägt ist, kann ein Gespräch mit einer Vertrauensperson eine andere Perspektive aufzeigen und dadurch unterstützend wirken.
- Meditation kann dabei unterstützen, dich selbst besser zu spüren. Es braucht etwas Übung, aber das bewusste Umgehen deiner Gedanken erlaubt dir, den Verstand auch einmal ruhen zu lassen.
Dadurch hast du die Möglichkeit, zu fühlen, wie es dir gerade wirklich geht und du erhältst einen einfacheren Zugang zu unbewussten Vorgängen. - Achte auf die Signale deines Körpers! Oft äussern sich unerfüllte Bedürfnisse in körperlichen Signalen wie Müdigkeit, Unruhe oder Anspannung.
- Wenn du ein Bedürfnis identifiziert hast, dem du mehr Beachtung schenken möchtest, ist es wichtig, aktiv Massnahmen zu definieren. Folgende Beispiele zur Inspiration. Du kannst du dein Vorhaben selbstverständlich gerne detaillierter ausformulieren und mit einer Häufigkeit ergänzen.
- Ich nehme mir mehr Zeit für mich selbst
- Ich pflege meine sozialen Kontakte
- Ich stelle mich neuen Herausforderungen
- etc.
- Falls du Bedürfnisse findest, die zueinander im Konflikt stehen, versuche sie bewusst zu priorisieren.
- Achte darauf, sowohl deinen physiologischen Grundbedürfnissen als auch deinen psychologischen Bedürfnisse gerecht zu werden.
- Das Erlernen von Fähigkeiten, die zur Erfüllung deiner Bedürfnisse beitragen, kann ebenfalls eine lohnende Investition in dein persönliches Wachstum sein.
- Manchmal sind kleine Schritte wirkungsvoller als grosse Veränderungen! Bedürfnisse zu erfüllen, ist ein Prozess, keine einmalige Handlung.
Fazit: Ein wichtiger Schritt in Richtung Leichtigkeit!
Bedürfnisse spielen eine fundamentale Rolle in unserem Leben. Die bewusste Auseinandersetzung damit kann dir neue Perspektiven eröffnen und dich dadurch im Leben weiterbringen. Dieser Prozess ermöglicht dir, ein ganzheitlicheres Bild von dir und deinem Leben zu gewinnen.
Indem du dir deiner Bedürfnisse in Beruf und Alltag bewusst wirst, kannst du gezielter darauf achten, wie sie dein Verhalten beeinflussen. So kannst du Strategien entwickeln, um sie auf gesunde Weise zu erfüllen – ohne dich selbst oder andere zu schädigen. Das kann dazu führen, dass du dich stärker und selbstbewusster fühlst. Die positive Selbstwahrnehmung vermittelt dir den Eindruck, die Kontrolle über dein Leben zu haben, was wiederum einen grossen Einfluss auf dein Denken und Verhalten hat.
Den Bezug zwischen Verhaltensweisen und Bedürfnissen zu erkennen, kann das Verständnis für andere. Das Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse vereinfacht deshalb auch deine Kommunikation und deine Beziehungen.
Indem du deine Bedürfnisse Beachtung schenkst, verhinderst du ausserdem, dass sie dich unbewusst kontrollieren. Dieser Schritt ist entscheidend, um ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Durch die bewusste Auseinandersetzung mit deinen Bedürfnissen kannst du ausserdem erkennen, dass sie dich nicht nur antreiben, sondern auch inspirieren können. Ein Leben im Einklang mit deinen Bedürfnissen schafft Raum für Zufriedenheit und Glück, aber auch für Herausforderungen, die dich wachsen lassen.
Und? Wann hast du das letzte Mal über deine Bedürfnisse nachgedacht? Vielleicht ist jetzt ein guter Moment, um damit anzufangen.
Damit ist mein Bedürfnis „Artikel zum Thema Bedürfnisse schreiben“ für heute erfüllt, und ich mache mir Gedanken, über mein Bedürfnis nach Schlaf. (Anmerkung: in einem weiteren Artikel stelle ich dir die Herren Maslow und Grawe und ihre Sichtweise auf das Thema vor).
Übrigens: Falls Du dich intensiver mit deinen Bedürfnissen auseinandersetzen möchtest, und du dir ein Leben voller Sinn und Leichtigkeit wünschst, melde dich gerne! Unser Online-Programm „Schatzsucher*in“ startet genau mit diesem Thema!